Die zauberhafte Rheinschifffahrt

schaffhausen-Stein am rhein-Konstanz-Kreuzlingen

Von Schaffhausen aus führt eine herrliche, knapp 5 stündige Schifffahrt den Rhein und Untersee hinauf bis nach Kreuzlingen. Unterwegs warten viele Höhepunkte auf die Fahrgäste. Neben der enormen Strömung, die der Rhein aufweisen kann, sind die Brückenunterfahrten auch jedes Mal ein Spektakel. Die Untersee und Rheinschifffahrt lädt zur wohl schönsten Stromfahrt Europas ein…

Die MS Thurgau wartet an der Landungsbrücke 1 auf die Fahrgäste
Die MS Thurgau wartet an der Landungsbrücke 1 auf die Fahrgäste

3820, Schaffhausen-Stein am Rhein-Kreuzlingen

Ausgangspunkt dieser zugegebenen etwas längeren Schifffahrt ist Schaffhausen. Erhaben über der Hauptstadt des gleichnamigen Kantons grüsst das Wahrzeichen, der Munot. Wer die 150 Treppenstufen bezwingt, wird mit einem bezaubernden Ausblick über die Stadt belohnt. Weiter lädt auch die herrliche Altstadt mit den vielen Erkern zum Verweilen ein. Denn nicht um sonst wird Schaffhausen auch als Stadt der Erker bezeichnet. Nach dem Stadtbummel warten die Schiffe der Untersee und Rheinschifffahrt an der Schifflände auf ihre Fahrgäste.

Das älteste Motorschiff der Flotte, die Stein am Rhein hat soeben Schaffhausen verlassen
Das älteste Motorschiff der Flotte, die Stein am Rhein hat soeben Schaffhausen verlassen

Im Sommer verlassen täglich 4 Kurse den Hauptort vom Kanton Schaffhausen und nehmen die knapp 5 stündige Flussfahrt hinauf zum Bodensee in Angriff. Mit einem lauten Pfiff aus dem Schiffshorn signalisiert der Kapitän die Abfahrt. Anschliessend stösst die Mannschaft die Brücke zurück und löst die Seile. Nun kann die Reise auf einer der schönsten Stromfahrten Europas losgehen. Gleich zu Beginn führt die Fahrt unter der Stahlwerksbrücke der Eisenbahnlinie Schaffhausen-Feuerthalen hindurch. Diese ist jedoch so hoch gebaut, dass sie ohne Probleme passiert werden kann.

Ein letzter Blick zurück zum Ausgangspunkt
Ein letzter Blick zurück zum Ausgangspunkt

Anschliessend tuckert das Schiff gemütlich flussaufwärts. Das rechte Flussufer gehört auf diesem ersten Abschnitt übrigens noch zum Kanton Zürich, das linke zu Schaffhausen. Langsam aber sicher wird der Ausgangspunkt hinter einem gelassen und auch der Munot wird plötzlich ganz klein. Kurze Zeit später führt die Fahrt an der URh-Werft vorbei, wo die sechs Kursschiffe während den Wintermonaten revidiert und instand gehalten werden. Die Geschichte des Unternehmens geht bis ins Jahre 1864 zurück. Am 19. Mai wurde im Rathaus von Diessenhofen eine neue Dampfbootgesellschaft gegründet - die heutige URh. 

Erster Halt: Exklave Büsingen
Erster Halt: Exklave Büsingen

Nach rund 20 Minuten Fahrzeit ist bereits die erste Station in Sicht, Büsingen. Die Gemeinde am Hochrhein gehört zur Bundesrepublik Deutschland. Das spezielle an der Ortschaft ist, dass sie komplett von der Schweiz umgeben ist. Büsingen ist zudem die einzige Gemeinde Deutschlands, welche in einer Exklave liegt. Kurz nach der Abfahrt wechselt die Uferszenerie recht markant. Wo anfangs sich noch unzählige Eigenheime am Ufer reihten, prägt nun ein dichter, unberührter Wald die Umgebung. Durch diese herrliche Landschaft kämpft sich das Kursschiff weiter "bergwärts".

Begegnung mit dem MS Arenberg, im Hintergrund ist bereits Diessenhofen zu erkennen
Begegnung mit dem MS Arenberg, im Hintergrund ist bereits Diessenhofen zu erkennen

Der Hochrhein ist nicht nur landschaftlich äusserst spektakulär, sondern gehört auch für die Kapitäne zu den anspruchsvollsten Abschnitten überhaupt. Wegen der starken Strömung und den zahlreichen Untiefen ist für diesen Gewässerabschnitt auch eine spezielle Prüfung notwendig. Nach knapp einer Stunde Fahrzeit kommt das erste grössere Städtchen langsam in Sicht, Diessenhofen. Die Ortschaft hat seine ursprüngliche, mittelalterliche Struktur bis heute nicht verloren. Vom Wasserweg aus gut erkennbar ist die reformierte Kirche St. Dionys. 

MS Aarenberg beim Anlegemanöver in Diessenhofen
MS Aarenberg beim Anlegemanöver in Diessenhofen

Ein weiteres, markantes Bauwerk ist die Holzbrücke, welche den Rhein überspannt. Die Rheinbrücke Diessenhofen-Gailingen verbindet seit vielen Jahren die Schweiz mit Deutschland. Ein erster solcher Übergang wurde bereits 1292 erbaut. Während des Krieges wurde die Brücke mehrmals komplett zerstört. Der Bau der Brücke, wie man sie heute kennt, stammt aus dem Jahre 1947. Die niedrige Durchfahrtshöhe sowie der geringe Abstand zwischen den Stützen macht eine Durchfahrt für die Schiffe der URh nicht gerade einfach bzw. ist bei Hochwasser gar unmöglich. 

Das Brückendurchfahrtsmanöver ist fotografisch leider nicht ganz einfach festzuhalten
Das Brückendurchfahrtsmanöver ist fotografisch leider nicht ganz einfach festzuhalten

Vor dem Passieren der Brücke müssen einige Vorbereitungen an Bord vorgenommen werden. So wird der Bugmast nach hinten geklappt, die Steuerhauskabine versenkt und das Sonnensegel abgesenkt. Erst jetzt kann mit dem Durchfahrtsmanöver begonnen werden. Die Anlegestelle wird verlassen und der Kapitän richtet das Schiff gerade vor der Brücke aus, was bei der doch erheblichen Strömung des Rheins nicht ganz einfach ist. Anschliessend wird das Schiff mit viel Können hindurchgezirkelt. Ein Aufstehen ist während dem Manöver auf dem Oberdeck aus Sicherheitsgründen strengstens verboten.

Die MS Arenberg durchfährt in Kürze die Eisenbahnbrücke von Hemishofen
Die MS Arenberg durchfährt in Kürze die Eisenbahnbrücke von Hemishofen

Die Reise führt am grossen und beliebten Strandbad von Gailingen entlang. Die Saison der Schiffe auf dem Untersee und Rhein dauert von Ostern bis Mitte Oktober. In der Hochsaison täglich verkehren vier Schiffe zwischen Kreuzlingen und Schaffhausen und befördern dabei etliche Ausflügler. Der Kapitän steuert sein Schiff derweil weiter Fluss aufwärts zur Eisenbahnbrücke von Hemishofen. Die eingleisige Fachwerk-Brücke stammt aus dem Jahre 1875 und ist als Denkmal Nationaler Bedeutung eingestuft. Seit 2004 ist der Bahnbetrieb über die Brücke jedoch komplett eingestellt.

 

 

 

MS Munot sucht sich den Weg zwischen den Signalisationstafeln hindurch
MS Munot sucht sich den Weg zwischen den Signalisationstafeln hindurch

Aber zurück zur Schifffahrt. Da der Rhein etliche Untiefen hat, welche für die Schiffe fatale Konsequenzen haben könnte, ist das Fahrwasser mit weiss - grünen Tafeln gekennzeichnet. Der Schiffsführer muss nun das Schiff jeweils knapp an diesen Markierungen vorbei lotsen, was je nach Strömungsgeschwindigkeit nicht ganz einfach ist. Zum Teil ist der fahrbare Gewässerabschnitt so schmal, dass nicht einmal mit dem Gegenkurs gekreuzt werden kann. Dementsprechend muss das Kreuzen gut abgesprochen werden. So führt die Fahrt kreuz und quer den Fluss hinauf.

MS Thurgau präsentiert sich vor der traumhaften Kulisse von Stein am Rhein
MS Thurgau präsentiert sich vor der traumhaften Kulisse von Stein am Rhein

Nach gut zwei Stunden ist das bekannte Städtchen Stein am Rhein in Sicht. Durch den gut erhaltenen, malerischen Altstadtkern ist die Ortschaft weit aus bekannt und zieht viele Touristen an. Besonders sehenswert sind die mittelalterlichen Fachwerkhäuser mit der einzigartigen Fassadenmalerei, welche rund um den Rathausplatz in der Altstadt zu finden sind. Dementsprechend viele Passagiere verlassen hier das Schiff und erkunden das Städtchen. Nach einem kurzen Aufenthalt bei der Landungsbrücke geht die Fahrt ein wenig später auch schon weiter. 

Das Schiff verlässt in Kürze den Rhein und fährt in den Untersee
Das Schiff verlässt in Kürze den Rhein und fährt in den Untersee

Die Rheinbrücke bildet den vorerstigen Abschluss der Brückendurchfahrten. Sie stellt auch den Grenzpunkt zwischen dem Hochrhein und dem Untersee dar. Streng genommen ist man nun also nicht mehr auf einem Fluss unterwegs sondern schon auf dem Bodensee. Auch wenn man anfangs noch keinen grossen Unterschied merkt. Erst ein paar Minuten später, auf höhe Eschenz, öffnet sich das Gewässer. Die Ortschaft Stein am Rhein ist übrigens die einzige Gemeinde im Kanton Schaffhausen mit Anstoss zum Bodensee. 

MS Munot hat soeben den Untersee erreicht
MS Munot hat soeben den Untersee erreicht

Mit der Einfahrt in den Untersee verändert sich langsam auch die Uferlandschaft. Wo zuvor die unberührte Natur dominierte, prägen jetzt grössere, langgezogene Dörfer das Uferbild. Der erste Halt im Untersee befindet sich in Oehnigen.  Das Dorf gehört, wie alle Ortschaften die auf dieser Uferseite liegen, zur Bundesrepublik Deutschland. Anschliessend steuert der Kapitän wieder die Schweiz an und legt an der Landungsbrücke von Mammern an. Nun folgt eine weitere Seeüberquerung. Unterwegs ergibt sich ein grandioser Ausblick auf den übrigen Untersee. 

 

 

Das Schiff legt in kürze in Steckborn an
Das Schiff legt in kürze in Steckborn an

Über die Stationen Wangen und Hemmenhofen gelangt das Schiff dann nach Steckborn. Das kleine Städtchen am Bodensee ist geprägt von vielen alten Bauten, die zum Teil unter Bundesschutz stehen. Nach einem kurzen Aufenthalt löst die Mannschaft die Seile dann schon wieder. Der Kapitän steuert das Schiff einmal mehr quer über den See nach Gaienhofen. Bei der anschliessenden erneuten Überfahrt nach Berlingen kann man nun die wahre Grösse des Untersees erkennen. Insgesamt gliedert sich das Gewässer in vier Seebereiche.

 

 

Das Motorschiff Thurgau nimmt Kurs auf die Insel Reichenau
Das Motorschiff Thurgau nimmt Kurs auf die Insel Reichenau

Im Moment ist man auf dem Rheinsee unterwegs. Dieser erstreckt sich von Stein am Rhein bis Höhe Gottlieben. Nach der Abfahrt in Berlingen ergibt sich in Fahrtrichtung links  Einblick in den Zellersee. Dieser führt bis nach Radolfszell und wird mit einem Schiff der BSB sporadisch bedient. Der nächste Halt befindet sich ein wenig später in Mannenbach. Vis-à-vis ist nun gut die grösste Insel vom Bodensee zu erkennen, die bewohnte Insel Reichenau.  Im Jahre 2000 wurde sie zusammen mit dem Kloster Reichenau in die Liste der UNESCO - Welterbes aufgenommen.

Die Insel Reichenau ist in Sicht
Die Insel Reichenau ist in Sicht

Heute Leben über 3000 Menschen das ganze Jahr über auf der 4,3 Quadratkilometer grossen Insel. Um das Leben zu vereinfachen wurde 1838 der Reichenauer Damm zwischen dem Festland und der Insel aufgeschüttet. Das Klima auf der Insel Reichenau ist wegen des Alpenföhns besonders mild. Das nützen insbesondere die Gemüsebauer die auf rund 160 Hektaren Tomaten, Salate und Gurken anbauen. Eine weitere grosse Einnahmequelle ist neben dem Gemüseanbau der Tourismus. Die Insel zählt über 200`000 Übernachtungen im Jahr und dazu kommen etliche Tagestouristen. 

Das MS Munot sucht sich den Weg durch die Untiefenbeschilderungs-Tafeln
Das MS Munot sucht sich den Weg durch die Untiefenbeschilderungs-Tafeln

Dementsprechend gut frequentiert ist die Schiffsstation Reichenau.  Nachdem etliche Passagiere ausgestiegen sowie neue zugestiegen sind, nimmt das URh-Schiff die letzte Etappe in Angriff. Ein letztes Mal wird der See überquert und Ermatingen angefahren. Nun führt die Reise den sogenannten Seerhein hinauf. Da es auf diesem Abschnitt wiederum viele Untiefen gibt, muss sich der Kapitän strikte an die vorgegebene Fahrstrasse halten. Diese sind auch hier mit grün-weissen Tafeln beschildert. Die grüne Seite signalisiert jeweils die Fahrstrasse und die weisse die Untiefe.

 

 

 

Blick zurück auf das wunderschöne Dorf Gottlieben
Blick zurück auf das wunderschöne Dorf Gottlieben

Bevor man das recht städtische Konstanz erreicht, macht das Kursschiff noch einen Halt in Gottlieben. Die Ortschaft ist mir ihren 32 Hektaren nicht nur die kleinste Gemeinde des Kanton Thurgau, sondern auch von der ganzen Schweiz. Die einzigartige Lage direkt am Wasser sowie der malerische Dorfkern, welcher von etlichen Fachwerkhäusern geprägt ist, machen diese 300 Seelengemeinde zu einem beliebten Tourismusziel. Nach der Abfahrt wird dann aber die Landidylle definitiv hinter einem gelassen.

Diese Brücke trennt den Seerhein vom Bodensee
Diese Brücke trennt den Seerhein vom Bodensee

Das Schiff erreicht Konstanz. Bis es jedoch in den Bodensee münden kann, müssen noch die letzten drei Brücken unterquert werden. So heisst es zum letzten Mal Steuerhaus versenken und Dach nach hinten klappen. Dann ist es aber geschafft und der eigentliche Bodensee ist nach 4 1/2 stündiger Fahrzeit erreicht. Der vorletzte Halt befindet sich kurze Zeit später im Hafen von Konstanz, dem Dreh und Angelpunkt der Bodensee-Passagierschifffahrt. Denn hier legen neben der Untersee und Rheinschiffahrt (URh) auch Schiffe der Bodensee Schiffsbetriebe (BSG), 

Das MS Stein am Rhein fährt im Hafen von Kreuzlingen ein
Das MS Stein am Rhein fährt im Hafen von Kreuzlingen ein

der Schweizerischen Bodensee Schifffahrt (SBS) sowie der Voralberg Lines Bodensee (VLB) an. Ganz zu Ende ist die Reise jedoch noch nicht. Nachdem viele Passagier das Schiff verlassen haben, um die schlanken Anschlüsse an die Direktzüge nach Zürich zu nützen, führt die Fahrt zum Hafen von Kreuzlingen. Dieser befindet sich nur einen Katzensprung von der Deutschen Stadt entfernt. Hier heisst es nach einer Fahrzeit von 4.45 Stunden Endstation. Eine lange, jedoch unglaublich abwechslungsreiche und faszinierende Schifffahrt hat somit ihren Endpunkt gefunden.


Last Update: 29.04.2024

Zuletzt Gereist: 27.04.2024